Der reine und blanke Judenhass

Presseerklärung des Zentralrats der Juden vom 21. Juli 2014

Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilt aufs Schärfste den Judenhass, der sich bei pro-palästinensischen Demonstrationen auf Deutschlands Straßen breitmacht, und fordert Politik, Medien, Zivilgesellschaft und die muslimischen Verbände zu einem klaren Bekenntnis gegen diesen Antisemitismus auf.

Zu den jüngsten antisemitischen Vorfällen bei den bundesweit stattfindenden Demonstrationen erklärt der Präsident des Zentralrats des Juden in Deutschland, Dr. Dieter Graumann:

„Wir erleben hierzulande gerade eine Explosion an bösem und gewaltbereiten Judenhass, die uns alle schockiert und bestürzt. Dass auf deutschen Straßen antisemitische Aufrufe der übelsten und primitivsten Art skandiert werden können, hätten wir niemals im Leben mehr für möglich gehalten.

Wo bleiben in diesen Stunden die klaren und lauten Verurteilungen aus Politik, Medien und Zivilgesellschaft? Juden werden in Deutschland wieder offen bedroht und zum Teil auch angegriffen, Synagogen beschmiert und zum Anschlagsziel deklariert. Diese neue Dimension des Antisemitismus wird viel zu wenig beachtet. Antisemitismus darf nicht verschwiegen, sondern muss thematisiert und entschlossen bekämpft werden! Meinungsfreiheit ja, aber Volksverhetzung nein und niemals!

Toleranz hat ihre Grenzen dort, wo andere Menschen verunglimpft und angegriffen werden. Hier geht es oft gar nicht mehr um Kritik an konkreter israelischer Regierungspolitik, hier regiert zu offensichtlich der reine und blanke Judenhass. Viel zu leichtfertig wird es den schamlosen Judenhassern möglich gemacht, ihre Volksverhetzung offen zu propagieren.

Diese dramatische Entwicklung macht uns, der jüdischen Gemeinschaft, mittlerweile sehr große Sorgen. Wir wünschen uns in diesen Tagen daher viel mehr entschlossenes Engagement für die jüdische Gemeinschaft im Land. Freundschaft zeigt sich schließlich gerade, wenn man sie braucht. Und jetzt suchen wir unsere Freunde in diesem Land.“

Frankfurt a. M./Berlin, 21. Juli 2014 / 23. Tamus 5774