Handan Aksünger, Aleviten in Deutschland

Zum Gespräch: Was genau ist eigentlich Alevitentum?


Die anatolischen Aleviten schöpfen ihre Glaubensüberzeugungen aus vorislamischen Elementen, schiitischen Vorstellungen und Ideen der Mystik. Sie üb(t)en ihre Religion meist im Verborgenen aus. Mit den Schiiten und den arabischsprachigen Alawiten sind sie nicht zu verwechseln.

In der Türkei sind Aleviten bis heute rechtlich nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt. Sie gelten dort als Muslime. Weder ihre Cem-Häuser, die Alevitischen Gebetsräume, noch ihre Dede oder Ana, die Vorsteher und Autoritäten für die Rituale, werden akzeptiert.

In Deutschland leben mehr als 500.000 Aleviten. Politisch formierten sie sich in den 70er Jahren sowohl in der Türkei als auch in Deutschland. Auf Bundesebene sind sie u. a. in der Alevitischen Gemeinde Deutschland e.V. (AABF) organisiert. Alevitischer Religionsunterricht wird derzeit an 100 Schulen in acht Bundesländern durch 67 Lehrkräfte erteilt.

In Deutschland gilt es, die alevitische Theologie an Hochschulen zu etablieren und qualifiziertes Lehrpersonal für den Religionsunterricht auszubilden. Das alevitische Gemeindeleben muss professionell organisiert werden, damit Aleviten als eigenständige Stimme Gehör finden.

Quelle: Handan Aksünger, Religiöse Pluralisierung in Deutschland: Das anatolische Alevitentum im Transformationsprozess, Konrad Adenauer Stiftung (Hg.), Monitor Religion und Politik, Berlin 2016