Kaum Toleranz gegenüber Muslimen

Zum Gespräch: Wie weiter mit den Religionen?


Die Deutschen sind intoleranter gegenüber dem Islam und anderen nicht-christlichen Religionen als ihre westeuropäischen Nachbarn.

Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Universität Münster zur religiösen Vielfalt in Europa. Danach sprechen sich die Deutschen deutlich öfter als ihre Nachbarn gegen neue Moscheen und Minarette aus. Auch von Hindus, Buddhisten und Juden haben sie ein schlechteres Bild als die übrigen befragten Europäer.

„Die Unterschiede zwischen Deutschland und den anderen Ländern sind geradezu dramatisch, wenn es um die persönliche Haltung gegenüber Muslimen geht“, sagte der Leiter der Studie, der Soziologe Detlef Pollack. Während Niederländer, Franzosen und Dänen mehrheitlich positiv über Muslime denken, gilt das in Deutschland nur für eine Minderheit von 34 Prozent (West) und 26 Prozent (Ost).

Der wichtigste Grund dafür ist nach Einschätzung der Forscher die Häufigkeit der Kontakte. „Je öfter man Muslime trifft, desto eher sieht man sie generell positiv“, sagte Pollack. In Ostdeutschland, der Region mit den negativsten Werten in Europa, haben nur 16 Prozent der Befragten Kontakt zu Muslimen. In Frankreich, dem Land mit dem positivsten Islambild, sind die Kontakte mit 66 Prozent am häufigsten.

Die Ängste der Deutschen sind groß
• Nur 49 Prozent der Befragten in Westdeutschland und 53 Prozent in Ostdeutschland sind der Auffassung, alle religiösen Gruppen sollten gleiche Rechte haben (im Unterschied zu 72 Prozent in Dänemark, 82 Prozent in den Niederlanden, 86 Prozent in Frankreich und 89 Prozent in Portugal).

• 42 Prozent der Westdeutschen und 55 Prozent der Ostdeutschen erklären, die Ausübung des islamischen Glaubens müsse stark eingeschränkt werden.

• Weniger als 30 Prozent im Westen Deutschlands befürworten den Bau von Moscheen, im Osten weniger als 20 Prozent. Die Zustimmung zum Bau von Minaretten oder zur Einführung muslimischer Feiertage ist noch geringer (in Dänemark dagegen sprechen sich mehr als die Hälfte für den Bau von Moscheen aus, in Frankreich und den Niederlanden etwa zwei Drittel, in Portugal fast drei Viertel).

• Dennoch wollen die meisten Deutschen den nicht-christlichen Religionen Anerkennung erweisen. Der Aussage „Man muss alle Religionen respektieren“ stimmen im Westen gut 80 Prozent zu (in den anderen Ländern etwa 90 Prozent). Genauso viele stimmen dem Satz zu „Wenn Ausländer sich an unsere Gesetze halten, kommt es auf ihre Religion nicht an“.

Das Gesamtbild zeigt nach Auffassung Pollacks, dass es möglich ist, die Ängste und Vorurteile abzubauen. Persönliche Kontakte zu Muslimen werden von drei Viertel der Westdeutschen und zwei Drittel der Ostdeutschen positiv bewertet. „Das Problem ist eben nur, dass die Kontakte in Deutschland viel seltener sind als in den anderen Ländern“, so Pollack. Der Kontaktmangel sei der wichtigste Grund für die intolerantere Haltung der Deutschen gegenüber Muslimen (mehr).

Für die Erhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag der Universität Münster je 1.000 Menschen in Ost- und Westdeutschland, Frankreich, Dänemark, Portugal und den Niederlanden (die Studie hier).