Reaktionen auf die Rede von Bundespräsident Wulff

Zum Gespräch: Gehören wir wirklich dazu? Muslimische Jugendliche zwischen Anerkennung, Ausgrenzung und radikaler Propaganda


Reaktionen auf die Rede von Bundespräsident Wulff

Hans-Peter Friedrich, seinerzeit Vorsitzender der CSU-Landesgruppe in Berlin, kommentierte die Rede von Bundespräsident Christian Wulff am 5. Oktober 2010 mit den folgenden Worten:

„Um das klar zu sagen: Die Leitkultur in Deutschland ist die christlich-jüdisch-abendländische Kultur. Sie ist nicht die islamische und wird es auch nicht in Zukunft sein“.

Nach seiner Ernennung zum Bundesminister des Inneren im März 2011 setzte er hinzu:

„Der Islam ist natürlich nicht Teil unserer Kultur, sondern unsere Kultur ist geprägt von jüdisch-christlichen Wurzeln, sie ist geprägt von der Geschichte der Römer und der Griechen, und insofern ist dieser Hinweis auf den Islam zwar richtig, aber er ist nicht Teil unserer Kultur“ (hier).

 

Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, kommentierte die Debatte in einer Predigt in der Berliner Marienkirche am 6. März 2011 wie folgt:

„Ich bin erschrocken darüber, wie schnell die guten Ansätze, die sowohl Thomas de Maiziere als auch Bundespräsident Christian Wulff zum Thema 'Integration von muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern' in der öffentlichen Debatte geschaffen haben, nun wieder in Frage gestellt werden. Thomas de Maiziere hat sehr klug darauf hingewiesen, dass unser Rechtssystem muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern dieselben Rechte und Pflichten im Bereich der Religion und der Gestaltung des Glaubenslebens bietet.

Wir haben eine Leitkultur: das ist unsere demokratische, offene, auf Dialog angelegte und den Menschenrechten verpflichtete Ordnung. Wer sich dort einfügen, integrieren möchte, ist herzlich willkommen, ob Christ, Atheist, Buddhist, Hinduist oder Moslem.

Und die Debatte, die die Reden von Christian Wulff bei uns und in der Türkei ausgelöst haben, als er sagte, dass 'der Islam' zu Deutschland gehört, aber auch die Rechte der Christen in der Türkei zu achten sind, hatte doch Folgendes klar gemacht: Die ca. 4 Millionen Muslime in unserem Land gehören selbstverständlich zu Deutschland, auch wenn 'der Islam' sicherlich nicht dieselben historischen Wurzeln in unserem Land hat wie das Christentum.“

Gehören wir wirklich dazu? Muslimische Jugendliche zwischen Anerkennung, Ausgrenzung und radikaler Propaganda

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